… als ich geboren wurde, hat mich niemand gefragt, ob ich hier sein will. Keiner von uns wird gefragt, ob er auf diese Welt will und all dem Guten und Schlechten begegnen will. Ob wir bereit sind für diesen täglichen Wahnsinn, ob wir stark genug sein werden für all die Dinge, die uns da begegnen werden…
Das Laufen brachte man mir bei aber niemand hat gesagt, dass wir irgendwann wieder und wieder fallen werden. Ohne uns die Knie aufzuschlagen aber oft mit weit tieferem Schmerz. Und dass einem irgendwann die Kraft ausgehen wird, um immer wieder aufzustehen. Dass es Wege geben wird, die wir nie betreten dürfen, können, werden – auch das hat niemand erwähnt. Und wie müde man irgendwann ist, viel zu müde vom Laufen, Fallen, Aufstehen…
Das Sprechen hat man mir beigebracht, um mir dann irgendwann den Mund verbieten zu wollen. Mir wurde nie gesagt, dass man nicht mit jedem reden kann und wie viele Menschen es da draußen gibt, die gar nicht hören wollen, was man wirklich denkt. Und wofür lernt man sprechen, wenn es Menschen gibt, die unsere Worte nie erwidern? Die uns eisern anschweigen, kein einziges Wort sind wir ihnen wert…
… Liebe, irgendwas ähnliches wurde mir einst beigebracht aber nicht, wie sehr sie uns letztendlich verletzt, hintergeht, verwehrt wird. Ich habe gelernt, dass man sie sich verdienen muss und sie nicht jedem zusteht. Und keiner hat je erwähnt, wie sehr sie uns zerstören kann, vor allem, wenn sie nicht erwidert wird…
Man hat mir beigebracht, was richtig und falsch ist und doch begegne ich jeden Tag Menschen, denen das völlig egal ist. Die nehmen, was sie brauchen, fallen lassen, was sie nicht mehr brauchen und ignorieren, ob außer ihnen irgendwer auch was braucht. Für die scheinbar keine Regeln gelten aber selbst immer ihr vermeintliches Recht einfordern. Und dass ich am Ende viel zu oft der Idiot bin, der belächelt wird weil er sich immer an Vorgaben hält…
Man hat mir beigebracht, an etwas zu glauben aber es war nie die Rede von mir selbst. Niemand hat mir je gesagt, glaub an dich selbst! Ich soll mich durchbeißen hieß es zu oft , du musst halt stark werden, einstecken lernen… Nach all den Dingen, die mir beigebracht wurden und nach all den Widersprüchen, die ich darin fand, lernte ich eines am meisten; wir sollten lernen, unseren eigenen Weg zu gehen. Nicht das Laufen lernen, sondern wie man fällt, ohne sich weh zu tun. Wir sollten nicht das Sprechen lernen, sondern erfahren, wann es viel mehr Zeit ist, zu schweigen. Wir sollten nicht das Lieben lernen, sondern wir sollten erfahren, dass wir geliebt werden, immer. Um unser Willen und nicht als Verdienst. Und wir müssen auch nicht lernen, was richtig oder falsch ist, sondern viel mehr, wann es Zeit ist, das Richtige zu tun und wann wir Fehler vermeiden sollten. All diese Achtsamkeit, nicht nur für andere, sondern auch für uns selbst, die geht da verloren auf unserem Weg. Wir lernen stur das, was man fürs Leben scheinbar braucht und doch sind wir am Ende die reinsten Laien, irrsuchend nach uns selbst und geblendet von den wichtigen Dingen, die man uns einst lehrte. Dabei könnten wir nur einfach lernen, unserem Herzen zu folgen, unseren Weg zu gehen und uns unsere Liebe zu bewahren, vor allem zu uns selbst…
